Drei Viertel der Ärzte nehmen am Diabetologievertrag teil

Seit April 2017 läuft der jüngste Facharztvertrag, der von AOK Baden-Württemberg und MEDI Baden-Württemberg in Kooperation mit der Diabetologen Baden-Württemberg eG abgeschlossen wurde. Mittlerweile haben sich 111 von 150 teilnahmeberechtigten Ärzten und fünf Hochschul- und Kinderspezialambulanzen angeschlossen.

Für die Mediziner ist von besonderer Bedeutung, dass der Vertrag bundesweit einmalig internationale Standards moderner Diabetologie abbildet. Hierzu zählen primär die Versorgung mit Systemen zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) und der Insulinpumpentherapie. Moderne Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (FGM oder rtCGM) können die Versorgungs- und Lebensqualität deutlich verbessern.

Bei der AOK Baden-Württemberg sind davon rund 25.000 Versicherte betroffen. Im Vertrag sind sowohl die sichere Handhabung der Geräte als auch die Erstattung umfassend geregelt. Ferner werden qualifizierte ärztliche Erst- und Folgeschulungen sowie eine regelmäßige intensive Betreuung in diabetologischen Schwerpunktpraxen ermöglicht.

Internationale Standards
Das gestatte erstmals eine Behandlung, die internationalen Standards entspreche, so der Diabetologe Dr. Richard Daikeler, Vorstand der Diabetologen eG Baden-Württemberg und MEDI-Sprecher: „In der Regelversorgung wird das, was in internationalen Leitlinien vorgesehen ist, leider bis heute nicht honoriert. Das gilt z. B. für Schulungen zur kontinuierlichen Glukosemessung, aber auch zur Insulinpumpentherapie“, kritisiert er. So habe man bislang Patienten für Pumpenschulungen in der Regel stationär eingewiesen, weil diese Leistungen ambulant nicht abgerechnet werden konnten. „Das ist mit dem Diabetologievertrag nun anders – ein wichtiger Schritt hin zu einem adäquaten Abbild moderner Diabetologie in der Versorgung.“

Die attraktiven Rahmenbedingungen zeigen sich nicht zuletzt an den Teilnehmerzahlen. Der hundertste Teilnehmer, Dr. Joachim Geese, Hausarzt mit Zusatzbezeichnung Diabetologie und MEDI-Arzt aus Lauffen am Neckar, sagt: „Ich bin schon nach kurzer Zeit im Vertrag völlig begeistert von dem Programm. Es ermöglicht mir, mich in meiner Praxis intensiver mit Diabetespatienten zu beschäftigen als zuvor. Diabetes tut nicht weh, genau deshalb ist es oft so schwer, Betroffene zu sensibilisieren. Das gelingt nur mit mehr Gesprächszeit, die im Rahmen des Vertrags endlich leistungsgerecht vergütet wird.“

Zahlen belegen den Erfolg
Der Erfolg lässt sich in Zahlen ausdrücken. So hat Geese etliche Patienten, bei denen sich der Langzeitzuckerwert HbA1c mit der Teilnahme am Diabetologievertrag um einen Prozentpunkt verbessert hat. „Wenn der Wert von 8,5 auf 7,5 Prozent sinkt, dann motiviert das Patienten sehr stark, am Ball zu bleiben.“

Ähnliche Erfahrungen hat auch Daikeler gemacht: „Die Patienten sind begeistert von den Möglichkeiten, die sich für sie durch die Teilnahme am Diabetologievertrag öffnen“, berichtet er. „Viele sind eigens in die AOK Baden-Württemberg gewechselt, um dem Vertrag beitreten zu können. Sie erleben die AOK als einen innovativen Schrittmacher, der sie ohne kompliziertes Antragsverfahren mit modernen Hilfsmitteln versorgt“, schildert er.

Allein im zweiten Quartal 2018 wurden insgesamt 4.477 Patienten im Rahmen des Diabetologievertrags abgerechnet – darunter rund zehn Prozent im Modul für schwangere Frauen mit Gestationsdiabetes. Um dieses sehr gut angenommene Modul wurde der Vertrag im April ergänzt. Für diese Patientinnen steht eine zusätzliche Beratungszeit von bis zu 150 Minuten pro Schwangerschaft zur Verfügung, die der Praxis auch entsprechend vergütet wird. Die Zusatzleistungen stehen Frauen auch dann offen, wenn sie nicht in das AOK Haus- und Facharztprogramm eingeschrieben sind.

2019 soll der Diabetologievertrag um ein weiteres Modul zur besseren interdisziplinären Versorgung von Menschen mit diabetischem Fußsyndrom (DFS) ergänzt werden. „In Deutschland gibt es im internationalen Vergleich großen Nachholbedarf, was Amputations- und Hospitalisationsraten infolge eines DFS angeht“, mahnt Daikeler. Als Grund hierfür sieht er auch die unzureichende Honorierung der zeit- und ressourcenaufwändigen Behandlung von DFS-Patienten: „Ich gehe davon aus, dass unser DFS-Modul ein Leuchtturmprojekt vergleichbar mit dem renommierten Fußnetz Köln werden kann.“

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